Archiv Costică Acsinte

Eine der schönsten Entdeckungen, die ich bei meinen Recherchen in Bezug auf rumänische Fotografie bisher gemacht habe, ist das Archiv eines Fotografen, der in Slobozia, östlich von Bukarest, über mehr als 30 Jahre ein eigenes Fotostudio betrieb. Geboren als Constantin Axinte gab sich dieser Fotograf später den Künstlernamen Costică Acsinte (1897-1984). Zunächst durchlief er als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg eine Pilotenausbildung und arbeitete später als offizieller Kriegsfotograf.

Fotostudio in Slobozia

Besonders beeindrucken mich aber die Aufnahmen, die zwischen 1930 und 1960 in seinem eigenen Fotostudio in Slobozia und auf den Straßen der Stadt entstanden: Porträts von Einzelnen, Paaren, Familien oder auch größeren Gruppen, wie Hochzeits- oder Trauergesellschaften; mit gemalten Hintergründen im Studio, vor dem eigenen Haus, mit dem Pferdewagen, dem wertvollsten Viehbestand oder der Jagdbeute. 

Die Glasplattennegative des Fotografen wurden über viele Jahre unter ungünstigen Umständen verwahrt, was zur teilweisen Zerstörung der Platten geführt hat. So lässt sich das Verstreichen der Zeit nicht nur an der Kleidung und den Frisuren der Abgebildeten ablesen, sondern auch an den Spuren, welche die Lagerung am fotografischen Material hinterlassen hat. 

Archiv mit Glasplattennegativen

Das Archiv mit den Bildern befindet sich inzwischen im Besitz des Muzeul Judeţean Ialomiţa. Dort erschien 2009 auch ein zweisprachiger Katalog (Rumänisch und Englisch), in dem sich George Stoian dem Leben und Werk von Costică Acsinte widmet. Die Publikation kann ebenso wie ein Umschlag mit 24 Postkarten bei mir bestellt werden. Die bibliographischen Daten finden Sie unter der Rubrik Fakten.

Unterstützung bei Erhalt und Digitalisierung

Der rumänische Fotograf Cezar Petrescu widmet sich inzwischen der Sicherung der Bestände und arbeitet zugleich an der Digitaliserung des Archivs. Um die notwendigen Arbeiten zu ermöglichen, die bisher weitgehend privat von Cezar Petrescu durchgeführt und bezahlt wurden, läuft derzeit bei Indiegogo eine Kampagne, welche jedem Interessierten die finanzielle Unterstützung ermöglicht.

Am besten sprechen diese Bilder für sich selber. Lassen Sie sich faszinieren von den Aufnahmen, die sich bereits als Bilddateien im Internet finden, zum Beispiel bei Flickr.