Litoralul Românesc
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Das Buch der rumänischen Fotografin Hedy Löffler über Paris habe ich hier vor einiger Zeit vorgestellt. Nun habe ich mir ihren Bildband über die rumänische Küste aus dem Jahr 1975 etwas näher angeschaut. Ziemlich poetisch und schwärmerisch kommt das Vorwort von Radu Boureanu daher. Hier ein kurzer Auszug aus seinem Text: „Es wird dir nicht schwer sein auszumalen, daß von Callatis her bis Tomis wie im Märchen oder aus sagenfernen Zeiten ... moderne Festen mit Namen aus der Sage aus dem Boden sprießen, zu denen aus den Ländern des fernen Okzidents Ströme von Menschen heraneilen um Hochzeit mit Licht und Sonne zu halten ...“
Der heutige Betrachter wird dann von den Bildern des Buches vielleicht etwas überrascht sein. Jede Menge Betonburgen werden gezeigt. Ja, das sind die „modernen Festen mit Namen aus der Sage“. Das Buch enthält abstrakte Karten, welche die dann folgenden Bilder geografisch verorten. Es finden sich Namen wie Neptun, Saturn oder Venus, welche für die damals wohl exklusivsten Badeorte in Rumänien stehen. Eine Venus taucht dann aber auch in ganz anderer Form auf.
Die Farbfotografien sind oft in recht schrägen, manchmal auch flauen Farben gedruckt. Auch die Schwarz-Weiß-Bilder sind sowohl drucktechnisch als auch fotografisch von sehr unterschiedlicher Qualität. Einige starke Einzelbilder oder gelungene Doppelseiten können ein gewisses Gefühl der Ödnis nicht verhindern. Aber irgendwie ist das dann wahrscheinlich doch wieder stimmig für das Rumänien der 1970er Jahre. Das Gesamtkonzept der Bildfolge besteht darin dem geografischen Küstenverlauf zu folgen und zugleich eine Sommersaison wiederzugeben, die mit dem Abzug der Gäste endet, wobei dieser hier durch einen Vogelschwarm versinnbildlicht wird. Am Schluss steht das in Eis erstarrte Meer. Es wäre falsch, sich das Buch als eine Bilderfolge von in Beton gegossenen Bausünden vorzustellen. Kontrastiert wird die moderne Bebauung der Tourismusorte auch mit alten Säulen aus römischer Zeit. Es gibt bunte Bilder vom Badebetrieb und anderen Freitzeitbeschäftigungen wie Reiten, Angeln, Minigolf oder Segeln. Fröhlich spielende Kinder sind genauso zu sehen wie ein paar wenige Naturidyllen.
Die Gedichte Adrian Păunescus sind leider nur in rumänischer Sprache abgedruckt. Sie sind zwar im Anhang nach dem Tafelteil platziert, beziehen sich aber auf bestimmte Bilder und Bildfolgen, die durch Zahlenangaben vor dem jeweiligen Vers für den Leser erkennbar werden. Die Sprache steht manchmal in interessantem Gegensatz zu den Betonbauten auf den Fotografien, die einen heutigem Betrachter wahrscheinlich kaum zu poetischen Regungen veranlassen würden.
Das Buch ist mit einem Vorwort und Bildtexten versehen, die in fünf Sprachen vorliegen: Rumänisch, Englisch, Französisch, Deutsch und Russisch. Zielgruppe waren also offensichtlich Touristen aus ganz verschiedenen Ländern. Wobei ich keine Ahnung habe, ob das Buch nun eher als Anreiz zum Besuch der rumänischen Schwarzmeerküste oder als Andenken an einen Aufenthalt dort gedacht war.
Kurze Schlussbemerkung: Es gibt ein weiteres, kleinformatigeres Buch von Hedy Löffler über die rumänische Küste. Es erschien bereits 1967 bei Meridiane in Bukarest und war in getrennten Ausgaben in rumänischer, französischer, deutscher und englischer Sprache erhältlich. Der Titel lautet auf Deutsch „Licht und Farbe der rumänischen Küste“.
Fakten:
Hedy Löffler: „Litoralul Românesc“, Bukarest 1975
Editura Sport-Turism
224 Seiten, 200 Abbildungen in S/W und Farbe, 29 cm x 23,5 cm, Lesebändchen
Vorwort von Radu Boureanu und Bildtexte in rumänischer, englischer, französischer, deutscher und russischer Sprache
Gedichte von Adrian Păunescu nur in rumänischer Sprache
Hedy Löffler: „Licht und Farbe der rumänischen Küste“, Bukarest 1967
Verlag Meridiane
110 Seiten, 108 Abbildungen in Farbe und S/W, ausklappbare Bildlegenden, 21 cm x 21 cm, Leineinband mit Schutzumschlag
Einband Vorderseite
Submitted by Hermann Lohss on 2. December 2015 - 20:27
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