Früher II
Die nachgerade überall verfügbaren Computer und die Möglichkeiten des Internets, mit Zugriff selbst vom Smartphone aus, haben den Zugang zu Informationen ziemlich umgekrempelt. Saß ich früher stundenlang zum Bibliographieren in der hiesigen Universitätsbibliothek, so lassen sich heute viele Buchrecherchen viel einfacher von zu Hause übers Internet erledigen. Die früher so wichtigen gedruckten Verzeichnisse nehme ich zwar immer noch zur Hand, aber zunehmend werden sie durch einen Blick ins Internet ersetzt.
Bibliographien zu Fotobüchern, wie die hier abgebildeten von Heidtmann oder Roosens und Salu, haben also noch immer ihre Bedeutung und Berechtigung, aber es wird wahrscheinlich niemand mehr eine entsprechende Neuauflage drucken. So wie heute auch die meisten (Künstler)-Lexika online oder auf DVD verfügbar sind und die letzten, vielbändigen Druckwerke verramscht werden.
L'Encyclopédie internationale des Photographes
Eines der Standardwerke im Bereich der Informationen zu FotografInnen ist seit langer Zeit „L'Encyclopédie internationale des Photographes“ von Michèle und Michel Auer. 1985 im Druck erschienen, kann man inzwischen, statt in den beiden Bänden zu blättern, im Internet auf der Website der Fondation Auer die immer wieder aktualisierten Fakten recherchieren. In der Profi-Version allerdings zu einem recht hohen Preis. Aber auch die gedruckten Ausgaben der Enzyklopädie werden ja zu ansehnlichen Summen im Internet gehandelt.
Eine Art Vorstufe zur damals gerade in Planung befindlichen CD-Rom bildet der im Folgenden kurz beschriebene Index Band von 1992. Auf 764 Seiten sind dort Kurzinformationen zu über 25.000 FotografInnen zusammengetragen. In Zusammenarbeit mit dem Maison Européenne de la Photographie wurde dieser Band in der Schweizer Editions Camera Obscura veröffentlicht. Neben dem Geburts- und Sterbejahr listet der Index den Zeitraum der fotografischen Aktivitäten, verwendete fotografische Prozesse, die bevorzugten Arbeitsgebiete (z.B. Akt, Landschaft, etc.) und eventuelle Reiseziele in Bezug auf die fotografische Arbeit auf. Natürlich sind nicht für jeden Eintrag vollständige Angaben verfügbar, sondern es wird der damalige Stand der Recherche aufgeführt.
Im kurzen Text auf dem rückwärtigen Einband heißt es: „As the title indicates, it is not a new version of the Encyclopaedia but a general summary of the work's computerized version, the work having now reached maturity.“ Erschienen ist die hier angesprochene CD-Rom dann schließlich im Jahr 1997. Was den Index in gewisser Weise zu einem Zeugnis des Übergangs von gedruckten Informationen zu Datenbanken auf elektronischer Basis macht.
Zukunft Internet
Dabei heißt das Gesagte nicht, dass gedruckte Bücher über Bücher nicht florieren würden. Im Fotobuchbereich lässt sich das ja nicht übersehen. Aber dabei handelt es sich nicht mehr um Bibliographien oder reine Datensammlungen, sondern um den Versuch, dem Leser einen oft auch visuellen Eindruck von den ausführlicher beschriebenen Werken zu geben. Die reinen Datensammlungen finden sich jetzt dagegen (oftmals sogar frei zugänglich) im Internet.
Genannt seien hier nur Beispiele wie Hans Christian Adams Fotobuchdatenbank www.photolit.de oder die von Timm Starl konzipierte Bio-Bibliografie zur Fotografie in Österreich auf den Webseiten der Albertina unter http://sammlungenonline.albertina.at/ . Gespannt bin ich auf die seit einiger Zeit angekündigte Internetseite zum Projekt „Autopsie“ von Manfred Heiting, Roland Jäger und ihren zahlreichen Autoren. Später einmal hier zu finden: www.fotobuch-autopsie.de
Fakten:
Michèle und Michel Auer: "Index: encyclopédie internationale des photographes, photographers encyclopaedia international", Hermance, 1992
Editions Camera Obscura
ISBN: 2-903671-09-5
764 Seiten, ohne Abbildungen, 26 cm x 12 cm
Website der Fondation Auer: www.auerphoto.com