Die Industrie der Zauberer

Heinz Todtmann, Alfred Tritschler: "Die Industrie der Zauberer"

 

Alfred Tritschler (1905-1970) dürfte vielen vor allem durch die gemeinsame Arbeit mit Paul Wolff bekannt sein. Neben dem Aufbau eines gemeinsamen Archivs entstanden auch viele  gemeinsame Bücher. Wer mehr über diese Zusammenarbeit erfahren möchte, wird u.a. fündig auf den Seiten des Historischen Bildarchivs Dr. Paul Wolff & Tritschler: http://www.drwolffundtritschler.de.tl/Startseite.htm

 

Das hier vorgestellte Buch entstand kurz nach dem Tode Paul Wolffs und stellt nicht die einzige Koproduktion Tritschlers mit dem Textautoren Heinz Todtmann dar. Bereits 1949 erschien ein Band über das Volkswagenwerk in Wolfsburg und den VW Käfer unter dem Titel „Kleiner Wagen in großer Fahrt. Ein Erlebnisbericht“, von dem es inzwischen eine Wiederauflage beim Verlag Delius Klasing gibt.

 

Textilveredelung als "Die Industrie der Zauberer"

 

Der Text von Heinz Todtmann beschreibt in einer etwas weit hergeholten Rahmenhandlung verschiedene Arbeitsgebiete und Verfahrensweisen der Textilveredelung, denn diese ist mit dem Titel „Industrie der Zauberer“ gemeint. Das ist der Versuch, im leichtfüßigen Plauderton Informationen zu vermitteln, immer getragen von einer zugrundeliegenden Bewunderung für die Errungenschaften dieser Industrie. Und diese Bewunderung ist wohl auch die Basis der Fotografien Alfred Tritschlers. Todtmann beschreibt beider Arbeitsweise in seiner manchmal blumigen Sprache folgendermaßen: „Wir ließen uns nichts entgehen und nahmen alles in uns auf – mit den Sinnen, mit dem Verstand und bald auch mit dem Herzen. Und was wir erlebten, hielten wir fest mit der Schreibmaschine und mit der Farbkamera.“

An der Art der Fotografie hat sich im Vergleich zu früheren Publikationen mit Farbfotografien Wolffs und Tritschlers nicht viel geändert. Wer den von Paul Wolff, wohl unter Mitarbeit von Alfred Tritschler und Willi Klar (vgl. Thomas Wiegand, Manfred Heiting: "Deutschland im Fotobuch", Göttingen, 2011) fotografierten Klassiker „Im Kraftfeld von Rüsselsheim“ (Text von Heinrich Hauser) kennt, hat einen ganz guten Eindruck von der Wirkung der Farben und des Drucks in dem hier vorgestellten Buch. Und das gilt auch für die Motive der Aufnahmen: Arbeiter  werden wirkungsvoll bei der Arbeit an ihren Maschinen in Szene gesetzt. Und die Farben setzen kräftige Akzente. Auch hier war Grundlage für die fotografischen Aufnahmen ein Agfacolor-Negativverfahren.

 

Verpieltes Layout von Kurt Kranz

 

Was bei diesem Buch wesentlich verspielter daherkommt, ist die Einbindung dieser Fotografien in ein vielseitiges Layout von Fotomontagen, zeichnerischen Illustrationen und Buchstabenvignetten, welche die Kapitelanfänge zieren. Das macht die Farbfotografien Tritschlers zwar nicht zu einer Nebensache, denn sie finden auch auf der Seite mit der Aufstellung der Kapiteltitel gesonderte Erwähnung. Aber sie sind hier eingebunden in ein ziemlich buntes Konzept ganz verschiedener Layoutbausteine, zu denen auch handschriftlich dargestellte Texte gehören. Diese im Detail durchaus aufwendige Gestaltung erstreckt sich auch auf den mit einer Prägung versehen Einband des Buchs, von dem stolz verkündet wird: „Der Bucheinbandstoff wurde natürlich in einem Betrieb der Textilveredelungsindustrie ausgerüstet“.

 

Einband mit Prägung

 

 

Hier sei deshalb eine kurze Anmerkungen zu den weiteren Mitarbeitern an diesem Buch angefügt: Für die gesamte Gestaltung des Buchs zeichnet Kurt Kranz (1910-1997) verantwortlich, der auf der rückwärtigen Klappe des Umschlags gleichberechtigt neben Todtmann und Tritschler mit Bild und kurzem Text erscheint. Verwiesen sei hier auf den kurzen Wikipedia-Text zu diesem früheren Studenten am Bauhaus in Dessau: http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Kranz   Die „modischen Illustrationen und Vignetten“ stammen von Walter Voigt.

 

 


 

 

 

Fakten:

 

Heinz Todtmann, Alfred Tritschler: „Die Industrie der Zauberer“, München-Düsseldorf, 1952

Verlag Wilhelm Steinebach

80 Seiten, 19 ganzseitige Abbildungen nach Fotografien Tritschlers und zahlreiche weitere fotografische und zeichnerische Illustrationen, 25 cm x 21 cm

 

 


 

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Nachfolgeband von 1965

 

Inzwischen ist mir auf dem Flohmarkt ein im Prinzip ähnlich gestalteter Band aufgefallen. Gestaltet und hergestellt wurde dieser 1965 im Auftrag des Gesamtverbandes der deutschen Textilveredelungsindustrie e.V. von der Robert Pfützner GmbH in München. Der Titel lautet: "Magie oder Technik? Die Industrie der Zauberer", erschienen im Verlag Mensch und Arbeit.

Als Urheber der Fotografien werden Dr. Paul Wolff & Tritschler Frankfurt, Baur Aalen und Bauer Karlsruhe genannt. Auch hier gibt es eine bunte Mischung von Fotografien, Texten (Max Kruse, George A. Vogenauer) und Grafiken (Wolfgang de Haen, Oskar Petranek, Ulrik Schramm). An das früher erschienene Buch reicht die Qualität dieses Nachfolgebands meiner Meinung nach nicht heran.

 

farbig bedruckter Leineneinband