Einhundert Jahre Kammgarnspinnerei Kaiserslautern 1857-1957
Einen interessanten Sonderfall einer Publikation zu einem Firmenjubiläum möchte ich hier vorstellen: Die Kammgarnspinnerei Kaiserslautern legte 1957 zum hundertjährigen Bestehen der Firma gleich zwei Bücher vor, die einen weitgehend gleichen Titel tragen. Im Wesentlichen sind in beiden Bänden auch die gleichen Texte von Kraft Sachisthal enthalten. Aber bei der Illustration mit Fotografien zeigen sich die entscheidenden Unterschiede. Während der für Kunden und Geschäftspartner gedachte Band mit Farbfotografien von Ewald Hoinkis ausgestattet wurde, zeigt der den Mitarbeitern des Werkes gewidmete Band Schwarz-Weiß-Portraits der Beschäftigten.
„Wenn wir uns mit Rücksicht auf die hohe Belegschaftszahl unseres Betriebes auf die Bilder unserer Jubilare beschränken mußten, so sei dieses Album unserer großen „Kammgarnfamilie“ in gleichem Maße doch auch allen ungenannten Betriebsangehörigen in dankbarer Anerkennung der geleisteten Arbeit als eine wertvolle und für spätere Generationen interessante Erinnerung an den heutigen Ehrentag gewidmet.“ So steht es zu Beginn des einen Buches. Im anderen liegt eine auf Büttenpapier gedruckte Karte bei, auf der es heißt: „Möge diese Schilderung der geschichtlichen Entwicklung unserer pfälzischen Heimat, der Entstehung und des wechselvollen Schicksals unseres Werkes Ihr Interesse finden und dazu beitragen, die freundschaftlichen Beziehungen zu vertiefen und zu erweitern“.
Um einiges repräsentativer kommt der offensichtlich auf Außenwirkung bedachte Band für die Geschäftspartner daher. Für den Einbandstoff wurde ein Garn aus eigener Produktion verwendet, geschützt durch einen transparenten Umschlag, der das auf den Einband geprägte Signet der Firma zur Geltung kommen lässt. Fast hälftig ist dieses Buch geteilt in den Text zur Unternehmensgeschichte, der nur sparsam illustriert ist, u.a. durch eingeklebte Bilder von leitenden Angestellten der Firma, und einen zweiten Teil, der „Das Werk im Bild“ betitelt ist. Hier werden, auf jeweils einer Seite, 28 der von Ewald Hoinkis erstellten Farbfotografien abgebildet, während auf der Gegenseite eine kurze Erklärung zu den im Bild gezeigten Betriebsabläufen platziert ist. Die Hochformate sind meist ganzseitig und randlos gedruckt, die Querformate lassen ober- und vor allem unterhalb der Bilder großzügig weißen Raum.
Die Fotografien von Hoinkis zeigen in vielen Fällen mit der Produktion betraute Mitarbeiter an ihren jeweiligen Maschinen, immer wieder sind aber auch Maschinen oder Prokuktionsanlagen ohne Personen abgebildet. Die Farbgebung ist durchaus zeittypisch, der Druck wohl nicht immer optimal, wobei teilweise eine erhebliche Unschärfe zu bemerken ist.
Das um einige Seiten schmalere Buch für die Betriebsangehörigen integriert die Porträts der Mitarbeiter in den Text über die Geschichte der Firma. Als Randleiste jeweils auf der Außenseite der Seiten sind die kleinformatigen Abbildungen platziert, welche in Unterzeilen den Namen und den Arbeitsplatz des jeweiligen Mitarbeiters bzw. der jeweiligen Mitarbeiterin nennen, vor allem aber über jedem Bild die Jahre der Betriebsangehörigkeit anzeigen. Die Hierarchisierung innerhalb der Mitarbeiterschaft zeigt sich in den größerformatig abgedruckten Bildnissen der leitenden Angestellten, deren Porträts im vorderen Teil des Textes, jeweils einzeln eingerahmt, fast eine halbe Seite einnehmen. Die verstorbenen Jubilare, von denen kein Bild existierte, werden auf zwei Seiten im Anschluss an den Text aufgeführt.
Zumindest eines der Bilder von Ewald Hoinkis hat es dann doch in den Band für die Mitarbeiter geschafft, allerdings nur als Schwarz-Weiß-Abbildung. Gezeigt wird das zum einhundertjährigen Jubiläum erbaute Schwimmbad der Firma. Beide Bücher beinhalten im Anhang auch die vier ausklappbaren Illustrationen zur baulichen Entwicklung der Firma, die der Grafiker Dietrich Evers beisteuerte.
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