Mládí
Die hier vorgestellte Publikation ist die Gemeinschaftsarbeit zweier tschechischer Fotografen, Miroslav Hucek und Leoš Nebor. Beide arbeiteten u.a. für die Zeitschrift „Mladý svět“ (übersetzt: „Junge Welt“), genauso wie der fürs Layout, den Einband und den Umschlag zuständige Jaroslav Weigel. Das Buch widmet sich in den Bildern und einem Text von Josef Holler den Jugendlichen in der Tschechoslowakei.
Der einleitende Text wird für die Übersetzungen in andere Sprachen, die als kleines Heft beigelegt sind, noch durch einige Zahlen ergänzt. Die reichen von der Menge der 1963 verkauften Fotoapparate (124.000) bis zur Anzahl der Theateraufführungen im gleichen Jahr (25.199). Das lässt den Autoren schließlich zum Schluss kommen : „Unerschöpflich sind die Möglichkeiten der tschechoslowakischen Jugend, ein volles, reiches und glückliches Leben zu genießen. Und sie nutzt diese Möglichkeiten auch voll und ganz aus: zu ihrem eigenen Nutzen und dadurch auch zum Nutzen ihrer Organisationen, zum Nutzen ihrer sozialistischen Heimat.“
Dass es sich durchaus um ein Buch mit propagandistischer Zielrichtung handelt, macht vorher bereits der zweiseitige Prolog mit drei Bildern deutlich. Man sieht den damaligen Generalsekretär der Kommunistischen Partei (und zugleich Präsidenten) der CSSR Antonín Novotný im Gespräch mit jungen Menschen oder lächelnde Jugendliche in der Uniform der Pioniere vor einer Reliefkarte des Landes. Hier stehen auch die Copyright-Vermerke der beiden Fotografen, wobei die Fotografien innerhalb des Buches nicht einzeln zugeordnet werden. Auch gibt es keine Bildkommentare oder -erläuterungen. Im Anhang findet sich aber eine Seite mit kurzen biografischen Angaben zu Miroslav Hucek und Leoš Nebor, dazu ein kurzgefasstes Ausstellungsverzeichnis. Allerdings beides nur in tschechischer Sprache.
Weigel nutzt für das Buch ein variables Layout mit ein bis drei Bildern sehr unterschiedlicher Größen pro Doppelseite, wobei zwei sich gegenüberstehende Bilder am häufigsten vorkommen. Zumeist sind sie randlos auf weißen Grund gedruckt, es gibt aber auch Abweichungen, wie einen schwarzen Rand um eines der Bilder. Oder den schwarzen Grund, der die Kapitelanfänge, aber auch ein paar Zwischenkapitel kennzeichnet.
Die Themen der sechs Kapitel lauten: Schule / Arbeit / Freizeit / Liebe / Kultur / junge Familie. Man kann die Bildabfolgen durchaus als kleine Geschichten lesen. Zum Beispiel auf der Doppelseite mit dem jungen Mann, der mit dem Fernrohr von seiner Seite aus die beiden jungen Frauen mit der noch nicht korrekt montierten Badekleidung beobachtet. Aber auch bei längeren Bildfolgen über mehrere Seiten ergibt sich oft der Strang einer möglichen Erzählung. Besonders schön, wenn im Kapitel „Liebe“ nach all den turtelnden und tanzenden Pärchen eine junge Frau einen Kinderwagen schiebt.
Es werden die Freuden des Musizierens oder des sommerlichen Badevergnügens genauso geschildert wie die vielfältigen Sport- oder Reisemöglichkeiten. Aber natürlich auch die Bewährung der Jugend bei der harten Arbeit am Aufbau der zuvor zitierten „sozialistischen Heimat“. Den im letzten Kapitel gezeigten kleinen Kinder war dann wohl doch etwas anderes vorherbestimmt. Aber wer hätte das 1965 schon wissen können?
Fakten:
Miroslav Hucek, Leoš Nebor: „Mládí“, Prag 1965
Mladá Fronta
Text von Josef Holler
Umschlag, Einband und Layout von Jaroslav Weigel
202 Seiten (+ ausklappbare Seite), 160 Abbildungen in S/W, 19,5cm x 20,5 cm, Leinen mit Prägung im fotoillustriertem Schutzumschlag, Lesebändchen
32 seitiges Beiheft mit Texten in russischer, französischer, deutscher und englischer Sprache