Impasse Hotel Syria

Autor(en): 
Krass Clement: Impasse Hotel Syria, Gyldendal 2016

Damaskus, Palmyra, Aleppo und Homs. Das sind Orte, die derzeit immer wieder im Zusammenhang mit dem Krieg in Syrien in den Nachrichten genannt werden. Und die dort erstellten Bilder zeigen oftmals Tote und die Verwüstungen moderner Kriegsführung.

 

In „Impasse Hotel Syria“, dem neuen Buch von Krass Clement, sind diese Ortsnamen (dazu kommen noch Deir Ez-Zur und das Hotel Baron) der einzige Text neben dem Titel, der Auskunft über die Bilder gibt. Dazu die Jahreszahl 2001. Und so erinnern die ersten Bilder nach dem Vorspann auch eher an eine touristische Grand Tour, als an die Schreckensbilder, die einem heute zu Syrien einfallen. Auch die Bilder aus dem Hotel Baron in Aleppo oder von einer Zugreise passen kongenial zu dieser Lesart. Ebenso wie das Bild des Fotografen vor einem Plakat mit Werbung für den Orient- und den Taurus Express aus dem Jahr 1931, das für eine Reise von London nach Bagdad in acht Tagen wirbt.

 

 

Aber natürlich lässt sich das Buch nicht ohne die aktuellen Zeitungsberichte im Hinterkopf lesen. Und nichts liegt Krass Clement ferner, als ein ungetrübtes Bild der guten alten Zeit zu erzeugen. Schon im farbigen Vorspann, der durch ein Kriegsbild in der Zeitung beschlossen wird, das von „Tränen“ geronnener Farbe, die auch Blut sein könnte, befleckt ist, tauchen, wie später noch oft, öffentliche Bildnisse der Assads (Vater und Sohn) auf. Das ist ein eindeutiger Auftakt, der das Buch zu einem absolut heutigen macht, obwohl fast alle Bilder bereits vor 15 Jahren aufgenommen wurden. Und so geht es in einer furiosen Schwarz-Weiß-Sequenz sehr schnell von den touristischen Sehenswürdigkeiten, über Kinder mit einer Taube zu einem weiteren Bild des Todes.

 

 

Die Wirkung vieler Bilder im Buch lässt mich an Jens Liebchens „DL 07“ denken. Eine öde Landschaft oder eine fleckige Mauer lesen sich im entsprechenden Kontext sehr schnell als Bilder von einem Kriegsschauplatz. Aber auch weitere der Fotografien wird der Betrachter wahrscheinlich anders sehen, als er das vor 15 Jahren getan hätte. Da hätten ihn die verschleierten Frauen vielleicht eher an Tausendundeinenacht erinnert. Und die Bilder aus dem Basar hätten orientalischen Flair versprüht. Jetzt sind das im Zusammenhang mit den Gräueltaten im Kriegsgebiet und den Diskussionen um Flüchtlinge in Europa ganz andere Stimmungen, die erzeugt werden.

 

 

Der Name des Buches deutet bereits darauf hin, dass mit einem Happy End nicht zu rechnen ist. Und wenn man die letzten Bilder sieht, deuten diese ziemlich eindeutig auf eine Apokalypse hin. Auch in anderen Büchern von Krass Clement war der Tod bereits sehr gegenwärtig. Angesichts des Themas und der Bildauswahl ist die Konfrontation mit ihm in diesem Fall unausweichlich.

 

 

In vieler Hinsicht ist dieses Buch von Krass Clement ein sehr persönliches geworden. Ich habe mich lange auf das Erscheinen gefreut. Angesichts des Autors und des Themas war klar, dass es sich nicht um leichte Kost handeln würde. Aber es ist verzweifelter, als ich das erwartet habe. Ganz passend zu den Meldungen dieser Tage, die von einem weiteren gescheiterten Versuch eines Waffenstillstands berichten. Und doch steckt vielleicht auch eine ganze Menge Trost in den Bildern, die eben neben all dem Tod auch in hinreißender Weise vom Leben erzählen.

 
 

 

Fakten:
 
Krass Clement: „Impasse Hotel Syria“, Kopenhagen 2016
Gyldendal
ISBN 978-87-02-20112-3
184 Seiten, 152 Abbildungen in S/W und Farbe, 28 cm x 22 cm, Leineneinband
Umschlaggrafik von Ida Balslev-Olesen
Auflage: 700 Exemplare
 
Auf der Website von Josef Chladek bekommen Sie einen ausführlichen visuellen Einblick ins Buch!
 
 

 

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