Roger Ballen am 05.11.2011 in der Sammlung Prinzhorn (im Rahmen des Fotofestivals Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg)
Man merkt Roger Ballen an, dass er gewohnt ist über seine Bildwelten zu sprechen. Und vielleicht baut er gerade deshalb immer wieder Pausen in seinen Vortrag ein, die Akzente setzen. Pausen, die zum Beispiel dadurch entstehen, dass er Worte wiederholt, gegebenenfalls auch drei- oder viermal.
In seinen Fotografien wiederholen sich grafische Muster in ein und demselben Bild. Er wird nicht müde, während des Vortrags immer wieder darauf hinzuweisen. Die Form der Katze wiederholt sich in den Flecken an der Wand oder auf der Matratze. Die skulpturartig gehängten Kleiderbügel oder die manchmal bizarren Formen der Kabel und Leitungen nehmen Muster auf, die sich auf der Kleidung oder auch im Gesicht der Porträtierten finden. Oder ist es umgekehrt?
Kein Kommentar zu sozialen Lebenswelten
Roger Ballen ist es wichtig, dass seine Bilder nicht ein Kommentar zu den sozialen Lebenswelten der in seinen Fotografien auftauchenden Menschen sind. Wahrscheinlich verschwinden sie daher auch zunehmend unter Decken, hinter Matratzen oder überhaupt aus den Bildern. Stattdessen geht es um Welten in Ballens eigenem Kopf. Und manchmal vielleicht eher um Dinge, die auch er als studierter Psychologe weniger durch rationelle Erklärungen mit seiner Sprache erläutern kann, als mit seinem Bauch fühlt. Ein gewisses Unbehagen ist daher spürbar, wenn er über Reaktionen auf seine Bilder spricht. Wahrscheinlich steht ihm da manchmal zu sehr das Interesse an der Realität hinter den Bildern im Vordergrund. Zum Beispiel bei der Frage nach dem psychischen Zustand der porträtierten Menschen oder den Verwerfungen in ihren Leben.
Die Aufgabe guter Kunst
Und trotzdem spürt man in seinem Vortrag die Nähe zu den Abgebildeten. Und wenn er von ihnen spricht, ist oft auch vom Tod die Rede. Wie wohl auch in den meisten seiner Bilder. Das ist vielleicht auch folgerichtig, wenn es einem Künstler um die Bedingungen des Menschseins geht. Denn jedem Moment eines Lebens ist dieses Ende eingeschrieben. Seine Bilder machen das eigentlich fast alle erfahrbar, sprechen von der Fragilität und Verletzbarkeit des Lebens.
Seitdem ich vor zwanzig Jahren zufällig auf sein Buch „Platteland“ gestoßen bin, das ich irgendwo in einer Ramschkiste entdeckt habe, beunruhigt (eigentlich ein zu schwaches Wort) mich diese Welt. Seine Bilder gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Roger Ballen ist der Meinung, dass dies die Aufgabe guter Kunst ist.
Fakten :
Ausstellung in der Sammlung Prinzhorn in Heidelberg vom 10.09.2011 bis zum 06.11.2011 im Rahmen des Fotofestivals Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg
Vortrag von Roger Ballen am 05.11.2011