Judith Joy Ross am 26.09.2011 in der SK Kulturstiftung

Judith Joy Ross : Banner der Ausstellung

Judith Joy Ross lässt einen teilhaben an ihrer Begeisterung. Die bezieht sich auf große Vorbilder wie August Sander. Aber auch auf Menschen, denen sie begegnet, die sie porträtiert. Und diese Begeisterung bezieht sich im Moment des Vortrags in Köln auch auf die vor ihr sitzenden Zuhörer. Das ist deutlich spürbar. Und sie sagt das auch ausdrücklich.

Anfänge als Fotografin

Heute lächelt sie über ihre Anfänge als Fotografin. Über die Bilder, die ihre Familie zeigen. Ihre Fotografien, die für eine große Retrospektive in der SK Kulturstiftung ausgewählt wurden, sind mit der Großformatkamera aufgenommen. Immer wieder spricht sie von ihrem Verschwinden unter dem schwarzen Tuch. Erzählt von der Bedeutung dieses Vorgangs für die Beziehung zwischen dem / der Porträtierten und ihr.

Manche ihrer hier gezeigten Serien sind bekannt, haben zwischenzeitlich zu eigenen Buchveröffentlichungen geführt. Genannt seien nur die Porträts von Besuchern des Vietnam Veterans Memorials in Washington D.C. oder ihre Werkgruppe „Protest the War“. Eine Serie, die mich besonders beeindruckt hat, sind die Porträts von Schülern. Sie zeigen, für die Arbeiten von Ross eher ungewöhnlich, oft ein bisschen mehr vom Umfeld, in diesem Fall den Räumlichkeiten der Schulen. Das ist in der nicht ganz so weit geführten Reduktion für mich spannender als manch andere ihrer Serien.

 

Von der Begeisterung der Fotografin im Moment der Begegnung leben wahrscheinlich alle ihre Aufnahmen. Man meint das bei vielen Bildern auch als Betrachter spüren zu können. Aber Vorsicht: Manches täuscht da vielleicht auch. Ihre Aufnahmen von Kongressabgeordneten führten auch bei ihr selbst zu so einigen Überraschungen. So mancher Demokrat erschien ihr erstaunlich blass, wohingegen einige politisch von ihr ungeliebte Republikaner sie weit mehr faszinierten. Was davon lässt sich wirklich aus den Bildern herauslesen?

Porträtfotografien

Eigentlich ist es wie immer bei Porträtfotografien: Zeigen sie mehr vom Porträtierten oder von demjenigen, der das Porträt anfertigt? Bilden sie eine Beziehung zwischen den beiden ab oder verdecken sie diese sogar eher? Vielleicht sagen sie dem Betrachter ja auch nur das, was er sehen kann und mag, und haben mit der Ausgangsituation gar nicht mehr viel zu tun. Es macht Spass sich während des Vortrags von Judith Joy Ross so seine Gedanken zu machen.

Übrigens sind ihre frühen Bilder aus den Anfangszeiten nicht ganz so dilettantisch, wie sie das behauptet. Aber vielleicht zeigt sie deshalb auch eine kleine Auswahl, weil ihr das selber bewusst ist. Jedenfalls kann ein Vortrag kaum unterhaltsamer sein als der ihre. Und die Nachdenklichkeit kommt bei allem Talent für Entertainment nicht zu kurz.

 


 

Fakten :

 

Ausstellung in der SK Kultur Stiftung in Köln vom 24.09.2011 bis zum 05.02.2012

Vortrag von Judith Joy Ross am 26.09.2011

 

Buch zur Ausstellung :

 

Judith Joy Ross : "Photographien seit 1982", München, 2011

Schirmer / Mosel

ISBN 978-3-8296-0565-6

144 Seiten, 83 Tritone-Tafeln,