Tom Bloch : "Twin Towers Photo Twins"

Tom Bloch

Jeder kennt Vorher-Nachher Bilder aus der Werbung. Da wird dann zum Beispiel die faltenstraffen­de Wirkung von Kosmetika in zwei Bildern ins rechte Licht gerückt. Aber auch bei einigen Projek­ten von Fotografen spielt das grundlegende Prinzip eines vergleichenden Bildpaares eine entschei­dende Rolle. Da fotografiert zum Beispiel Wolfgang Vollmer 25 Jahre nach Chargesheimer die glei­chen Kölner Strassen. Oder Christopher Rauschenberg begibt sich in Paris auf die Spuren Eugène Atgets.

Zwei Bilder in einem Rahmen

Im Deutsch-Amerikanischen Institut (d.a.i.) in Tübingen wurde jetzt eine Ausstellung mit Fotografien von Tom Bloch eröffnet, die nach dem gleichen Grundsatz zwei Bil­der in einem Rahmen zusammenbringt. Fotografien der Twin Towers des World Trade Centers, die Tom Bloch bei mehreren Besu­chen in New York in den Jahren 1988 bis 2000 aufnahm, werden kontrastiert mit Bildern aus dem März 2002. Manchmal wirkt das fast, als wären die Türme einfach aus den Bildern herausretuschiert. Aber bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass sich auch sonst eini­ges zwischen den Zeitpunkten der beiden Aufnahmen geändert hat. Tom Bloch legte keinen großen Wert auf eine gleichartige Beleuch­tung oder auch die exakt gleiche Ausrichtung der Kamera. Manche der Bildpaare sind vielleicht sogar mit leicht unterschiedlichen Brennweiten aufgenommen. Auffällig sind auch die Veränderungen an den umliegenden Gebäuden. Der Zeitsprung zwischen den beiden Aufnahmen ist bei näherer Betrachtung der Fotografien oft unver­kennbar.

Bilder im Kopf

Eigentlich kommen die ausgestellten Bildpaare ganz unspek­takulär daher. Aber in gewisser Weise sind die Bilder dazwi­schen immer präsent. Die Videoaufnahmen, die wochenlang über die Bildschirme flimmerten, die seitdem in vielen Doku­mentationen zum Thema „09/11“ auftauchten und die auch zum zehnjährigen Jahrestag wieder überall zu sehen sein wer­den, sind zu sehr im Gedächtnis verankert. So ruhig und fast statisch viele der Fotografien Blochs wirken, wahrscheinlich werden nur wenige Betrachter der Ausstellung nicht gleich­zeitig die Bilder der brennenden und schließlich in sich zu­sammenstürzenden Gebäude im Kopf haben.

Wer möchte, kann sich auf Tom Blochs Website einen Über­blick über das Projekt verschaffen, das zumindest bisher nicht in Buchform veröffentlicht wurde. Allerdings ging inzwi­schen ein Satz der Fotografien ans „National September 11 Memorial & Museum“ in New York. Und geplant ist die Er­weiterung der Bildpaare zu „Drillingen“, wenn denn der Bau des neuen „One World Trade Centers“ abgeschlossen ist.

 


 

Fakten :

Ausstellung im d.a.i. Tübingen vom 10.06.2011 bis zum 29.07.2011

http://www.dai-tuebingen.de/events/2011/06/ausstellung-twin-towers-photo-twins.html

Website des Fotografen : http://www.twintowersphototwins.com/