Jahrestagung der DFA in Leinfelden-Echterdingen 2013
Die Jahrestagung der Deutschen Fotografischen Akademie (DFA) in Leinfelden-Echterdingen bot mit ihrem vielfältigen Programm an Vorträgen, Diskussionen und Ausstellungen auch dieses Jahr eine sehr gute Gelegenheit zum Einblick in viele Bereiche zeitgenössischer Fotografie. Das Spektrum reichte dabei von journalistisch geprägten Arbeiten bis zu sehr freien Bearbeitungen fotografischer Materialien wie bei Klaus Heider oder Eva Schmeckenbecher. Schön zu sehen, was mit Fotografie alles möglich ist.
Eva Schmeckenbecher |
Vorstellung zahlreicher Buchprojekte
Während der Tagung wurden auch wieder verschiedene Buchprojekte vorgestellt. So begann der Samstag mit Robert Harding Pittman und seinem Blick auf das global vereinheitlichte Bauen in weltweit uniformen Siedlungsformen. Sein Buch zum Thema ist unter dem Titel „Anonymization“ letztes Jahr im Kehrer Verlag in Heidelberg erschienen. Andrea Diefenbach konnte mich mit ihrem Buch „Land ohne Eltern“, ebenfalls letztes Jahr bei Kehrer erschienen, bereits vor der Tagung überzeugen. Es war trotzdem interessant ihrem Vortrag zu folgen, der noch die ein oder andere Hintergrundinformation brachte. Und auch wenn nicht alle Anwesenden von Vortrag oder Arbeit, insbesondere in Bezug auf die Balance von Text und Bild, begeistert waren, ist dieses Buch über in Moldawien zurückgelassene Kinder und deren in Italien arbeitende Eltern für mich eines der spannendsten Bücher des letzten Jahres.
Auch bei den Vorstellungen der Studenten (Jenny Theisen, Carolin Semmelroth und Marvin Hüttermann) von der FH Düsseldorf (betreut von Gerhard Vormwald) spielten Bücher eine Rolle, ebenso wie bei der Präsentation der Hochschule Mannheim durch Professor Frank Göldner und die Studentin Alexandra Strömich. Die Präsentationen der Studenten von DFA-Mitgliedern haben inzwischen Tradition und bereichern die Tagung.
Thekla Ehling hatte bei einem früheren Treffen bereits ihr Buch „Sommerherz“ vorgestellt. Diesmal nun berichtete sie in ihrem Vortrag über die Entstehung von „Vergiszmeinnicht“. Auch dieses Buch ist im Kehrer-Verlag erschienen, allerdings bereits im Jahr 2011. Ehling betonte die besondere Rolle, die Arno Fischer und sein Buch „Der Garten. The Garden“ (2007 bei Hatje-Cantz erschienen) für ihre eigene Arbeit spielten, gab aber auch Einblicke in die Produktion, z.B. der handgefertigten Kartonboxen.
Der Greif, Ausgabe 2, Juli 2009. Titelbild: Johnny Amore |
Nicht wirklich um die Vorstellung eines Fotobuchs ging es bei Leon Kirchlechners Beitrag. Aber da es sich bei „Der Greif“ um ein Fotomagazin, der wenn auch etwas anderen Art handelt, spielte gedruckte Fotografie auch hier eine entscheidende Rolle. Ein „Making-of-Video“ erlaubte Einblicke in die Herstellung des Magazins.
Originale Fotomaterialien
Aber natürlich hatten nicht alle präsentierten Arbeiten etwas mit Buchproduktionen zu tun. Manchem der Besucher der Tagung ist die Tendenz, dass so oft das gedruckte Bild im Mittelpunkt der Bemühungen von Fotografen und Fotografinnen steht, fast schon zu beherrschend. Und so hatte glücklicherweise während der zwei Tage in Leinfelden-Echterdingen auch die Präsentation von originalen Fotomaterialien Raum. Wolfgang Gscheidle zeigte als Lokalmatador im Leuze-Mineralbad entstandene Bilder, die analog fotografiert und dann von ihm als Emulsionstransfers von Polaroidmaterial auf Aquarellkarton aufgebracht wurden. Bei allen, der auf den Tischen entlang der Seiten des Versammlungssaals präsentierten Arbeiten, handelte es sich somit um Unikate. Und das gilt auch für Eva Schmeckenbechers aufgrund der Größe auf dem Fußboden ausgebreiteten Arbeit "Skelett". Für Thomas Brenner sind die gedruckten Kataloge eher ein Nebenprodukt seiner aufwändigen Inszenierungen, welche eigentlich das große Format an einer Ausstellungswand zur adäquaten Betrachtung benötigen.
Fester Bestandteil der Tagungen sind aber nicht nur Vorträge von den "Produzenten" fotografischer Arbeiten, sondern es ist auch Platz für Beiträge von Kunsthistorikern und Kuratoren. Diesen Part übernahm diesmal Thomas Eisen vom H2-Zentrum für Gegenwartskunst in Augsburg, der neben einer kurzen Vorstellung seines Hauses, vor allem in die derzeit dort laufende Ausstellung einführte, in dem er verschiedene dort gezeigte Positionen vorführte. Seine Äußerungen zum "Malerischen" in der Fotografie führten zu einer der gewohnt engagiert geführten Diskussionen, die so charakteristisch für die Tagungen der DFA sind.
Ausstellungen in Musbach
Neben den Vorträgen gehören auch die in Zusammenarbeit mit der Stadt gezeigten Ausstellungen im Alten Rathaus und im Stadtarchiv Musbach zum bewährten Programm. Dort werden noch bis zum 12.05.2013 Fotografien von Wolfgang Bellwinkel (von ihm stammt das eingangs abgebildete Titelbild zum aktuellen Bulletin der DFA), Göran Gnaudschun und Sascha Weidner gezeigt. Wolfgang Zurborn und Andreas Langen führten in diese Ausstellung unter dem Titel „Welt, Reisen, Selbst, Suche“ ein.
Göran Gnaudschun |
Im Bulletin, einer von der DFA herausgegebenen Zeitschrift, lassen sich inzwischen neben den Vorstellungen bzw. Präsentationen neuer Mitglieder auch Berichte von den Tagungen finden. Andreas Langen fasst das Geschehen in seiner gewohnt prägnanten und kurzweiligen Art zusammen. Über die Jahre ergeben die Hefte, die ihr Aussehen im Laufe der Zeit mehrmals geändert haben und zeitweilig ganz ohne Bilder auskamen, einen sehr nützlichen und interessanten Einblick in einen Teil der fotografischen Szene in Deutschland. Die nächste Tagung der DFA, die ebenfalls einen solchen Einblick gewähren wird, findet am Wochenende 30.11. / 01.12.2013 in Hamburg statt. Auch dort sind Gäste, die nicht zum Mitgliederkreis der DFA gehören, ausdrücklich willkommen.
Bulletin Nr. 10 / 1994 | Bulletin Nr. 17 / 2001 |
Fakten:
Jahrestagung der Deutschen Fotografischen Akademie in Leinfelden-Echterdingen vom 26. bis zum 28.April 2013
Programm der Tagung im Internet auf der Website der DFA
Ausstellung „Welt, Reisen, Selbst, Suche“ mit Fotografien von Wolfgang Bellwinkel, Göran Gnaudschun und Sascha Weidner vom 27.04.2013 bis zum 12.05.2013 in der Galerie Altes Rathaus Musberg und im Stadtarchiv Musberg