Das Antlitz der Arbeit

Erwin Pfister (Hrsg.): "Das Antlitz der Arbeit", Augsburg 1964, Seminar Verlag

Es gibt aus Deutschland einige Fotobücher, die sich dem Thema industrieller Arbeit widmen. Nicht selten sind das Publikationen, die zu Jubiläen von Firmen erschienen sind. Vor einiger Zeit hatte ich hier Paul Swiridoffs „Heller“ vorgestellt. Jetzt finden Sie als Buch der Woche einen kurzen Beitrag zu einer „Jubiläumsschrift der Pfister Waagen KG Augsburg“, die dem Unternehmensgründer Ludwig Pfister zum 100. Geburtstag der Firma gewidmet ist und aus dem Jahr 1964 stammt.

Die im Buch abgebildeten Fotografien stammen alle von Hermann Weiß. Leider habe ich über diesen Fotografen nicht viel herausfinden können. Aber man merkt als Betrachter gleich, dass hier nicht Bilder aus dem Firmenarchiv zusammengetragen wurden, sondern das Buch auf einer durchgängig durchgehaltenen Gestaltungsidee beruht, welche Grundlage für die Erstellung der fotografischen Aufnahmen gewesen sein dürfte. Es handelt sich um Porträts von Beschäftigten der Firma an ihren jeweiligen Arbeitsplätzen, sei das die Produktionshalle oder das Büro. Einen Blick in die Kamera sucht man im gesamten Buch vergeblich. Alle Abgebildeten sind auf die Tätigkeit an der Maschine oder den Austausch mit anderen Mitarbeitern konzentriert. Insofern trifft es der Titel des Buches recht gut, Mensch und Arbeit scheinen in allen diesen Bildern als untrennbar verknüpft.

 

 

Ein einleitender Text von Georg Rath unter dem Titel „Antlitz und Arbeit“ versucht eine enge Verbindung zwischen der über Jahre ausgeübten Arbeit und den durch sie hinterlassenen Spuren im Gesicht der Arbeitenden herzustellen. Wobei man der Feststellung „Es gibt nichts, was vom Leben, dem Wesen und der Persönlichkeit eines Menschen mehr Aufschluß geben könnte, als sein Antlitz“ nicht unbedingt zustimmen muss. Aber, auch wenn die den einzelnen Bildern beigefügten Texte von Erwin Pfister und Oskar Linkenheil ebenfalls immer wieder in diese Richtung zielen, schmälert dies das Vergnügen bei der Betrachtung des Buches eigentlich nicht.

 

 

 

Neben den Fotografien und Texten sind Zeichnungen das dritte entscheidende Gestaltungselement des Buches. Sie sind zumeist den Fotografien gegenübergestellt und nehmen auf diese mehr oder weniger Bezug. Als für die Gestaltung des Buches verantwortlich wird im Impressum das Studio Feigl-Keller genannt. Ob sich das auch auf die Erstellung der Zeichnungen bezieht bleibt offen. Erkennbar ist bei vielen von ihnen ein „K“ mit der Zahl 64, welche wahrscheinlich das Jahr der Erstellung der Bilder bezeichnet. Beispiele für das vielfältige Zusammenwirken zwischen Zeichnungen, Fotografien und Texten zeigen die hier abgebildeten Doppelseiten der Publikation. Die fast filmisch wirkende Bildfolge aus der Schmiede ist mit ihrem Verzicht auf eine beigefügte Zeichnung eine von zwei Ausnahmen in Bezug auf das Grundschema der Gestaltung.

 

 
 
 

 

Fakten:
 
Erwin Pfister (Hrsg.): „Das Antlitz der Arbeit“, Augsburg 1964
Seminar-Verlag
56 Seiten, 31 S/W Abbildungen + zahlreiche gezeichnete Illustrationen, 26 cm x 24 cm, fotoillustrierter Einband
 

 

Erwin Pfister (Hrsg.)