Beyond Cold War

Welche Spuren hat der Kalte Krieg verschiedenen Landschaften eingeschrieben? So könnte in Kurzform die Ausgangsfrage der zur Zeit in Stuttgart in der vhs-photogalerie gezeigten Arbeiten von Robert Schlotter lauten. Vorherige Recherchen führten ihn anschließend in Länder wie Finnland, die Türkei, Russland, Bulgarien oder natürlich auch Deutschland.

 

 

Viel Wald und grüne Wiesen, Flüsschen und Wege sind auf den Bildern zu sehen. Wo sich im einzelnen Bild die Spuren des Kalten Kriegs verstecken, wird dem Betrachter nicht immer gleich klar sein. Und es gibt auch Bilder, die nicht wirklich Spuren zeigen, zum Beispiel das Seestück mit einem Ausschnitt graubraunen Meers bis an den Horizont. In vielen Fällen ist man auf eigene Assoziationen angewiesen. So wird vielleicht das Flüsschen zum früheren Grenzverlauf, der Waldweg ebenso. Die abgebildeten Zäune werden zu Resten von Grenzsicherungsanlagen, obwohl sie vielleicht in der Realität ganz anderen Zwecken dienten und dienen. So sehe ich die Bilder weniger als didaktische Abhandlung, die klar bestimmbare historische Begebenheiten und Orte illustriert, sondern viel eher als Aufforderung zum genauen Hinschauen und eigenen Assoziationen.

 

 

Das große Plus dieser Arbeiten ist in meinen Augen, dass nicht nur die Serie mit ihrem konzeptionellen Hintergrund wirkt, sondern auch die einzelnen Bilder wirklich gut funktionieren. In Stuttgart werden keine aufgeblasenen Großformate gezeigt, aber die Prints laden geradezu zum näheren Studium ein. Und so kann man den Blick entlang der Wege und Waldränder schweifen lassen und wird so manches Detail entdecken. Die Druckqualität und das Format des Buches erlauben das aber auch zuhause im eigenen Wohnzimmer.

 

 

Eine Ordnung nach Geographie, Motiven oder Chronologie gibt es nicht. Die Hängung in Stuttgart orientiert sich durchaus an der Abfolge im Buch, das voriges Jahr im Mitteldeutschen Verlag in Halle erschienen ist. Während in der Ausstellung außer den geographischen Informationen zum Erstellungsort der Aufnahme und dem Jahr keine weiteren Hintergründe erläutert werden, stellt das Buch den Bildern zwei Texte (jeweils in deutscher und englischer Sprache abgedruckt) von Andreas Montag und Fabian Knierim an die Seite. Die Bilder funktionieren auch ganz ohne das darin vermittelte Hintergrundwissen zu einzelnen Bildern und zur Gesamtserie, aber beide Texte erweitern auf schöne Weise den Horizont des Betrachters. So kann ich neben dem Besuch der Ausstellung auch das Buch wirklich empfehlen.

 

 

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