Bücher in Ausstellungen und auf Messen

Paris Photo 2012, Fotobuchstände

 

Ein Rundgang durch einige der Ausstellungen während des Monats der Fotografie in Paris und mein Besuch auf den Messen Paris Photo und Offprint bilden die Grundlage für ein paar Überlegungen zur Präsentation von Büchern in Ausstellungen und auf Messen.

Verständlicherweise möchte niemand Exemplare sehr seltener und wertvoller Bücher einfach zum Blättern für Hunderte oder sogar Tausende von Ausstellungsbesuchern freigeben. Aber dieser Verzicht bringt das Problem mit sich, auf welche Weise dann ein geeigneter Einblick in eine in Buchform erschienene Arbeit gegeben werden kann.

 

Videomonitor und Laserkopie

 

Im Mexikanischen Kulturinstitut ist im Rahmen der Ausstellung „Maria Yampolski: Tepalcates“ (noch bis zum 29. März 2013) eine der möglichen Lösungen zu sehen: Über dem Cover des Buches „La casa que canta" ist auf einem Podest ein Videomonitor installiert, der in einer Art endloser Diaschau die Seiten des Buches zeigte. Weitere Bücher Yampolskis liegen im Schaufenster der Ausstellungsräumlichkeiten aus, gesichert durch etwas zu kurze Bänder, welche das Lesen ein bisschen mühsam machen. Aber diese Art des Diebstahlschutzes ist durchaus häufig zu sehen, wenn aktuelle Kataloge und noch nicht aus dem Buchhandel verschwundene Publikationen zur Ansicht zur Verfügung gestellt werden.

 

 

 

Im Maison d'Amerique Latin ist in den Räumen der sehr sehenswerten Ausstellung mit Werken von Jesse A. Fernández (noch bis zum 28.02.2013) das Original einer mit seinen Fotografien illustrierten Zeitschrift zum Thema Kuba in einer Vitrine zu bestaunen. Daneben liegt eine mit einem Laserdrucker auf verstärktem Papier hergestellte Kopie dieser Zeitschrift, die man durchblättern kann. Natürlich unterscheidet sich das Papier und auch die Druckqualität erheblich vom Original, aber trotzdem ergibt sich die Möglichkeit zu einem recht guten Studium der Bilder und des Layouts. Und wer mag kann, angesichts des eher geringen Besucherandrangs, auch die Texte in Ruhe durchlesen.

 

 

Reading Room

 

Die Ausstellung zu den beiden Werkgruppen „Beyond Caring“ und „The Present“ von Paul Graham in Le Bal bot den Ausstellungsbesuchern einen eigenen Reading Room. An drei Seiten war der Raum mit Exemplaren einiger seiner Bücher bestückt, die in Augenhöhe hinter (Plexi?)-Glas zu sehen waren. Mehrere der Bücher waren dort in zwei Exemplaren vorhanden, um sowohl das Cover als auch eine ausgewählte Doppelseite zeigen zu können. Die Mitte des Raums wurde von einem niedrigen Tisch eingenommen, in den Tablet-Pcs eingebaut waren. Dort konnten die Bücher Paul Grahams virtuell durchgeblättert werden. Ein guter Weg, um einen Eindruck vom Layout und der Abfolge der Bilder in den Büchern zu bekommen. Einzelne Bilder konnten aber auch vergrößert werden, um sie genauer studieren zu können.

 

 

Im Maison Européenne de la Photographie sind Bücher und Werbeplakate ausdrücklich Bestandteil der Ausstellung zur Geschichte der Fotografie in Frankreich 1950 bis 2000 (noch zu sehen bis zum 13.01.2013). Aber dort sind die Bücher nur als unzugängliche Ausstellungsobjekte neben den Prints an der Wand zu sehen. Das Buch hinter Glas an der Wand wird der Wertigkeit des Materials bestimmt gerecht, bleibt aber eben doch recht unanschaulich.

 

Paris Photo

 

Auf der Messe Paris Photo bestehen  inzwischen die meisten Bücherstände der Antiquare aus einer Ansammlung von Vitrinen, welche die Schätze zeigen, aber zugleich vor dem Zugriff zu vieler Neugieriger schützen. Verständlich, dass eine Lösung wie das früher häufiger vertretene offene Bücherregal in Zeiten steigender Preise für die Spitzenexemplare, die immer öfter als Dummies mit Originalprints, seltene Sondervarianten oder zumindest mit Widmungen versehene Exemplare daherkommen, dem Erhalt der Werke und zugleich den Händlerinteressen nicht mehr gerecht wird. Schön anzuschauen sind die Vitrinen allemal und bei Kaufinteresse darf man ja auch mal unter Aufsicht und gegebenenfalls mit Handschuhen zugreifen. Zumeist bleibt einem das wahre Bucherlebnis aber verwehrt.

 

 

Natürlich waren auch die Werke Bernd und Hilla Bechers auf der Messe gut geschützt untergebracht. Eine Installation mit gedruckten Dingen aller Art von Einladungskarten über Plakate zu Büchern und Katalogen war hinter Glasabdeckungen geschützt. Eine beeindruckende Sammlung, die unter dem Titel „Bernd & Hilla Becher - Imprimes 1964-2012" durch eine ansprechende Anordnung durchaus auch optisch glänzen konnte. Aber mehr als ein Blick auf die Aussenseiten der „Drucksachen“ war halt leider nicht möglich.

 

 

Was die neu erschienenen Bücher angeht, kann man diese natürlich bei den inzwischen zahlreich auf der Messe vertretenen Verlagen, genannt seien nur Steidl, Kehrer, Aperture, Hatje Cantz, RM oder Filigranes, genau prüfen. Da darf, sofern es die Massen an Interessierten zulassen, nach Herzenslust geblättert werden.

Das gilt auch für die im Rahmen des Photo Book Awards ausgestellten Bücher, die fast alle, wenn auch in irgendeiner Form an den Tischen befestigt, zum Blättern bereitlagen. Ein Angebot, das durchaus intensiv genutzt wurde. Das aber auch deutlich macht, wie schnell sich so manch fragile Buchkonstruktion durch die zahlreichen Zugriffe aufzulösen beginnt. So mancher Sammler wird sich bei seinen eigenen Beständen wohl auch schon gefragt haben, wie oft er bestimmte Bücher vorzeigen und zum Anschauen freigeben mag.

 

 

Offprint

 

Vielleicht am meisten Spass hat mir das Stöbern in den Büchern auf der Messe Offprint gemacht. Fast alles, was da angeboten wird, liegt auch zur genaueren Einsichtnahme aus. Und was hier das Schöne ist, man kann meist zugleich mit einem an der Produktion Beteiligten ins Gespräch kommen. Sei es weil die FotografInnen ihre Werke am eigenen Stand anbieten, sei es weil Designer oder Verlagsinhaber persönlich vor Ort sind.

 

 

 


 

 

Fakten:

 

Mois de la Photo à Paris vom 24.10.2012 bis zum 30.11.2012, wobei einige der Ausstellungen auch noch bis ins nächste Jahr hinein zu sehen sind.

Informationen auf der Website unter: http://www.mep-fr.org/moisdelaphoto2012/fr/

 

Paris Photo vom 15.11.2012 bis zum 18.11.2012

ein paar kurze Videos zur diesjährigen Ausgabe von Paris Photo finden sich bei Vimeo unter dem folgenden Link: http://vimeo.com/parisphoto/videos