X-MESS. Das Weihnachtsbuch!

Weihnachten spielt in durchschnittlichen Familienalben eine, in Anbetracht der Kürze der Festtage verglichen mit der Dauer des Gesamtjahrs, stark überdimensionale Rolle. So konnte Günter Karl Bose, aus dessen Archiv alle abgebildeten Fotografien stammen, für dieses Buch wohl aus dem Vollen schöpfen. Geschenke unterm geschmückten Baum, die Kinder davor, der Weihnachtsmann irgendwo dazwischen. Oder ist das doch ein Nikolaus? Aber lassen wir solche feinen Unterscheidungen, die heute manchmal geradezu zu Grabenkämpfen führen, mal außen vor. Ganz am Ende des Buches strahlt einem sowieso eine „Weihnachtsfrau“ entgegen. Jedenfalls sind hier typische Sujets dessen versammelt, was dann als Erinnerungsbild im Album oder Schuhkarton landet. Wobei das gar nicht mehr stimmt, da diese Bilder heute wohl eher bei Facebook eingestellt oder in digitalen Massenspeichern der diversen Clouds eingelagert werden.

Fest der Familie und mehr

Weihnachten hat auch bei den hier gezeigten Fotografien einen deutlichen Schwerpunkt als Fest der Familie, aber Bose wählt nicht nur Bilder aus diesem Kosmos. Wir finden uns auch auf Betriebsfeiern oder in der Werbung wieder. Bose hat herrlich schräge Bilder in die Auswahl fürs Buch aufgenommen. Aber auch exemplarisch so ziemlich alle möglichen Sujets bedacht. So spielen Schaufenster und der Kommerz mit all seiner Weihnachtsherrlichkeit eine Rolle, genauso wie die feucht-fröhliche Feier unter Freunden und Kollegen oder die Präsentation der Geschenke. Und man sieht Beispiele für die beliebten Familiengrußkarten zum Ende des Jahres. Natürlich steht im Mittelpunkt der Bilder oft ein schön oder wunderlich oder wie auch immer geschmückter Baum.

Was ebenfalls zu Weihnachten gehört, mindestens so wichtig wie der Weihnachtsbaum, das ist die biblische Weihnachtsgeschichte. Sie wird in diesem Buch auf zwei Seiten in deutscher und englischer Sprache auszugsweise zitiert. Passend zu dieser „Internationalität“ zeigen die Bilder nicht nur deutsche Heimeligkeit, sondern auch die us-amerikanischen Varianten des Festes. Zu Beginn des Buches wird darauf hingewiesen, dass der Band "Anonyme Fotografien 1900-1990" enthält. Aber gegen Ende folgt dann doch noch eine Seite, welche kurze Bemerkungen, vielleicht von der Rückseite der Originalfotografien, wiedergibt. Kryptische Zahlenfolgen sind da zu finden oder auch Einträge wie "Das erste Weihnachten im eigenen Heim 1927".

Abgründe

Einen kleinen Einblick ins Buch kann man sich auf der Website des Instituts für Buchkunst verschaffen (bitte dort nach unten scrollen und auf das Cover des Buches klicken!). Aber schöner ist es natürlich, darin zu blättern und die ganze, fein abgestimmte Folge von Bildern in Ruhe an sich vorbeiziehen zu lassen. Manchmal tun sich da auch Abgründe auf. Der Titel X-Mess kommt nicht von ungefähr. So endet das Fest, in Anbetracht all der eingesetzten Kerzen nicht ganz überraschend, gegebenenfalls mit dem Einsatz der Feuerwehr, auch das verschweigt diese Publikation nicht.

Das hier vorgestellt Buch stammt aus dem Jahr 2011. Aber auch heuer ist wieder ein Weihnachtsbuch beim Institut für Buchkunst in Leipzig erschienen. Thomas Wiegand stellt es im Kasseler Fotobuchblog kurz vor. Man kann es, wie eigentlich alle Bücher, die bei den sehr aktiven Leipzigern erscheinen, rundweg empfehlen. In diesem Jahr haben mich zum Beispiel die „Hundewege“ von Jens Klein ehrlich beeindruckt. Es lohnt, die Website regelmäßig auf Neuerscheinungen zu untersuchen. Viele der Bücher sind aufgrund der relativ geringen Auflagenhöhe schnell ausverkauft.

Schöne Weihnachten!

Was bleibt sonst zu sagen und zu wünschen: Schöne Weihnachten, ganz ohne „mess“! Und viel Spass bei all den Neuentdeckungen von hoffentlich sehenswerten Fotobüchern im Neuen Jahr!