"mittendrin. Ulrich Metz: 30 Jahre Bildjournalismus"
In den Medien ist oft die Rede vom Niedergang der Tageszeitungen, insbesondere der Lokalblätter. Und auch bei der Ausstellungseröffnung in der Kulturhalle in Tübingen wurde die Gefahr benannt, dass ein Werk, wie das von Ulrich Metz (geb. 1958), in Zukunft vielleicht nicht mehr entstehen kann. Fast 30 Jahre ist der Fotograf jetzt schon im Auftrag des Schwäbischen Tagblatts in und um Tübingen herum unterwegs. Und in dieser Zeit ist ein wirklich beachtliches Bildarchiv entstanden.
Ausstellung und Katalog
Die Ausstellung und der gleichzeitig erschienene Katalog geben einen schönen Überblick über die ganz unterschiedlichen Formate, die zum Handwerk eines Bildjournalisten gehören. Da sind farbige Schmuckbilder, aber auch packende Reportagen in schwarz-weiß, die ganze Zeitungsseiten füllen, oder bemerkenswerte Porträts, die auch ohne Text bestehen können. Aufnahmen von Sportereignissen finden sich genauso wie Bilder von bundesweit bekannten Politikern und illustren Gästen der Universität. Ein Foto der Preisträger des Kleintierzüchtervereins steht neben der Dokumentation der in Tübingen über lange Jahre andauernde Konfrontation beim Maisingen zwischen Burschenschaftern und Gegendemonstranten.
Dracula-Stimmung über dem Schloss, 2012, © Ulrich Metz |
30 Jahre Stadtgeschichte
Natürlich berühren einen manche der Bilder noch mehr, wenn man die letzten 30 Jahre hier in Tübingen verbracht hat und einem viele Momente der „Stadtgeschichte“ wieder ins Gedächtnis gerufen werden. Es wird aber auch bewusst, was man in dieser langen Zeit alles verpasst hat. In meinem Fall zum Beispiel das Konzert von Townes van Zandt im Sudhaus. Dessen Porträt zeigt beispielhaft, dass sich die Fotografien von Ulrich Metz nicht im Vorhandensein der entscheidenden Personen auf dem Bild erschöpfen. Hinter sehr vielen seiner gezeigten Arbeiten steckt eine durchdachte Bildidee, die dann auch noch überzeugend umgesetzt ist.
Townes van Zandt, Sudhaus 1995, © Ulrich Metz |
Die Ausstellung kommt vielleicht eine Idee zu kunterbunt daher. Aber es ist verständlich, dass auf dem zur Verfügung stehenden Raum möglichst viele der Bilder aus dem Archiv von Ulrich Metz gezeigt werden sollen. Trotzdem hätte eine gewisse Straffung dem Gesamteindruck wahrscheinlich ganz gut getan. Aber angesichts der Qualität der einzelnen Arbeiten ist diese Kritik dann schon wieder kleinlich.
"Metz hat Haltung"
Nach einem sehr persönlichen Grußwort von OB Boris Palmer hielt zur Eröffnung Burkhard Baltzer, der Chefredakteur der ver.di-Zeitschrift KUNSTUNDKULTUR, die Einführungsrede. Er bescheinigte Ulrich Metz zu Recht: „Metz hat Haltung, und er hat sie bei aller Technikversessenheit – wie ich finde – stets mit seinen Bildern bewiesen.“ Den Spass an technischen Neuerungen, am Experimentieren mit Möglichkeiten von Objektiven und Bildbearbeitung sieht man manchen Bildern an. Selbstzweck ist das aber nur selten.
Mehr als Bilder
Man bekommt in der Ausstellung noch ein bisschen mehr zu sehen als „nur“ die Bilder, die an den Wänden und sogar in der Mitte des Raumes hängen. In Vitrinen finden sich einige der Werkzeuge, sprich Kameras, die der Fotograf im Laufe seiner Tätigkeit genutzt hat. Wobei seine Arbeit auch durch den Wechsel vom analogen Film zum digitalen Chip als Aufnahmetechnik geprägt ist. Daher steht auch ein Vergrößerer auf einem Tisch mit Schubladen, die laut Aufschrift nur bei Dunkelheit geöffnet werden dürfen. Das ist eine schöne Reminiszenz an all die in der Dunkelkammer verbrachten Stunden. Wobei Ulrich Metz seit 1998 ganz auf digitale Fotografie setzt. Im Eingangsbereich der Tübingen Kulturhalle steht dann als wahrscheinlich größtes Arbeitsgerät der BMW C1, der dem Fotografen dazu dient, zügig von Termin zu Termin zu gelangen.
Nach Ausstellungsende können die ausgestellten Bilder von Interessierten erworben werden. Der Erlös geht an einen guten Zweck. Insofern sollte man der Ausstellung gleich zweifach Erfolg wünschen: Zum einen viele interessierte Besucher und zum anderen ein neues Zuhause für viele der Bilder.