PhotoBookMuseum Köln
Seit meinem Besuch vor zehn Tagen hat sich im Carlswerk in Köln-Mülheim, das derzeit das PhotoBookMuseum beherbergt, schon wieder einiges verändert. Es sind Container zu weiteren Themenkomplexen dazugekommen, weitere Teile der beeindruckenden Ausstellungsfläche in einem ehemaligen Kupferwerk wurden gefüllt. Nun könnte man schnöde behaupten, es war zum Eröffnungstermin noch nicht alles fertig. Aber vielleicht ist das ja viel eher ein Zeichen für die Dynamik dieses Projekts, bei dem es sich um ein „work in progress“ handelt. Die noch bis Anfang Oktober geöffnete Ausstellung ist ja nur ein weiterer Schritt zur beabsichtigten Etablierung eines dem Thema Fotobuch gewidmeten Museums. Derzeit stehen bereits einige Abstecherorte für das nächste Jahr fest und die Erstellung einer langfristigen Internetplattform ist ebenfalls geplant.
Markus Schaden während einer Führung durch das Museum |
"Kanon" der letzten zehn Jahre
Bei aller Vorläufigkeit ist zur Zeit aber bereits ein wirklich reichhaltiges Programm zu sehen. Der Schwerpunkt liegt deutlich auf dem „Kanon“ der letzten zehn Jahre. Einem regelmäßigen Besucher des Festivals in Kassel und der alljährlichen Events in Paris ist also vieles bereits bekannt, die ganz großen Überraschungen bleiben aus. Aber es gibt auch Ausflüge in die etwas länger zurückliegende Geschichte des Fotobuchs, wie z.B. den Beitrag zu Chargesheimers legendärem Buch „Köln 5 Uhr 30“ im Untergeschoß der Anlage oder die Installation der Bar des Café Lehmitz, die natürlich auf den Klassiker von Anders Petersen verweist.
Chargesheimer "Köln 5 Uhr 30" |
Reading Room
Nicht jede Station des Museums hat mich auf Anhieb überzeugt. Die an eine Wand gehefteten Reproduktionen von Seiten des dritten Bandes der Geschichte des Fotobuchs von Martin Parr und Gerry Badger bringen nicht sehr viel an Mehrwert. Auch ließ sich das Versprechen, die Bücher nicht in Vitrinen zu verstecken (oder besser: dort zu schützen) nicht in allen Fällen erfüllen. Trotzdem kann man als Besucher in sehr vielen Publikationen auch wirklich blättern. Das gilt nicht nur für den Reading Room, wo diese Möglichkeit zum Grundprinzip erklärt wird. Auf „Tischen“, u.a. hergestellt aus alten Paletten, lassen sich dort zahlreiche Bücher in Ruhe in Augenschein nehmen. Neben den für den Kasseler Photobook Award ausgewählten Büchern der vergangenen Jahre, sind das auch die für den Dummy-Wettbewerb des Jahres 2014 eingereichten Werke.
Reading Room |
Ausstellung von Büchern
Informationen zu den einzelnen ausgestellten Modulen lassen sich auf der Homepage des PhotoBookMuseums finden. Ein vorbereitender Blick auf diese Seiten kann vor dem Ausstellungsbesuch nicht schaden. Auf eine einzelne Darstellung all der Stationen werde ich in dieser kurzen Übersicht verzichten. Einiges an Details findet sich auf den Bildern, die Sie zum Abschluss dieses Textes finden. Subthema bei eigentlich jeder Station ist natürlich die Frage, wie sich Fotobücher überhaupt ausstellen lassen. Erstaunlich selten kommen Monitore oder Beamer zum Einsatz, auch wenn für das Buchprojekt 990 Faces von Hans-Jürgen Raabe die Bilder unübersehbar auf eine Größe von vielen Quadratmetern projiziert werden.
Prinzip Container
Viele der einzelnen Stationen sind in Containern untergebracht. Das passt zur Ausstellungshalle und erleichtert den Transport an andere Ausstellungsorte, ist aber zugleich auch so etwas wie das Markenzeichen dieses vorläufigen Museums. Manche der Container sind für meinen Geschmack vielleicht etwas „überinszeniert“, was dann in Hinblick auf die Darstellung des jeweiligen Buches wenig ertragreich ist. Aber das sind die Ausnahmen und von Mitbesuchern hörte ich da auch ganz anderes. Für manchen war das gerade der jeweils passende Einstieg ins Thema des Buches. Einen halben Tag habe ich im PhotoBookMuseum verbracht und den Aufenthalt dort sehr genossen. Eines meiner persönlichen Highlights ist übrigens die Installation von Todd Hido zu seinem Buch "Excerpts from Silver Meadow", die ober- und unterhalb der Fotografien aus dem Buch einen Subtext von weiteren Bildern und Fundstücken zeigt.
Container zum Buch "Metropol Yeşili" von Ali Taptik |
Katalog
Als Katalog zur Ausstellung ist im Kettler Verlag, der sich seit einiger Zeit verstärkt dem Thema Fotobuch widmet, eine Box mit 33 Faltblättern zu den einzelnen Stationen des PhotoBookMuseums erschienen. Die Box nimmt die Gestaltungsidee der Container auf und ist somit die stilgerechte Form, um sich eine geballte Ladung an Informationen mit nach Hause zu nehmen.
Faltblätter der Katalogbox |
Buchshop
Wem der Sinn nach noch mehr Büchern steht, der wird im Buchshop auf dem Gelände fündig. Dort zeigt und verkauft neben Art Book Cologne auch Richard Sporleder von „Café Lehmitz Photobooks“ eine sehenswerte Auswahl von Publikationen. Der kleine Ausflug in den Shop sei also jedem empfohlen, auch wenn der Abstecher dorthin unter Umständen etwas teurer werden könnte als der Eintritt ins Museum.
Richard Sporleder von Café Lehmitz Photobooks |
Mein Fazit: Unbedingt anschauen! Vielleicht lässt sich der Termin des Besuches ja mit einem besonderen Event im Museum insbesondere während der Photokina-Woche verbinden. Außerdem geht ein ganz herzlicher Dank an das Team um Markus Schaden, dem ich viel Erfolg für seine Bemühungen wünsche, das PhotoBookMuseum fest in Köln zu verankern!
Fakten:
PhotoBookMuseum im Carlswerk in Köln-Mülheim vom 19.08. bis zum 03.10.2014
Informationen auf der Website des Photobookmuseums
Informationen zur Katalogbox auf der Website des Kettler Verlags