The Photobook. From Talbot to Ruscha and beyond

The Photobook. From Talbot to Ruscha and beyond

Zumeist kommen die zur Zeit so zahlreich erscheinenden Bücher über Fotobücher ja sehr schwergewichtig und üppig daher. Die dort häufig in bester Druckqualität abgebildeten Umschläge, Einbände und ausgewählten Doppelseiten der Originalbände geben oft  recht ausführliche optische Einblicke in die besprochenen Werke.

Das ist im hier vorgestellten Band anders. Die Kapitel zu den einzelnen beschriebenen Fotobüchern oder Themen (z.B. die Beiträge Walker Evans im Magazin „Fortune“) nähern sich dem Objekt „Fotobuch“  vor allem über einen der Beschreibung und Analyse dienenden Text. Einzelne Seiten oder Doppelseiten werden zwar ebenfalls wiedergegeben. Aber Verwendung findet hier ein karger, qualitativ nicht hochwertiger s/w-Druck. So lassen sich die für die Argumentation der Autoren wichtigsten Dinge immerhin auch visuell erahnen, viel mehr aber auch nicht.  Dafür spielen kunstgeschichtliche Theorie oder auch andere Herangehensweisen, wie Sozioökonomie, Literaturgeschichte und  Philosophie eine Rolle. Das richtet sich nach dem Erkenntnisinteresse des jeweiligen Autors bzw. der jeweiligen Autorin und auch nach deren akademischen Hintergrund.

 

Sammlung von Essays

 

Wie in der Einleitung von Patrizia di Bello und Shamoon Zamir (zusammen mit Colette Wilson zugleich die Herausgeber des Buchs) angesprochen, verbindet die Kapitel, die im Grunde als  Essays zum jeweils vorgestellten Buch oder Thema ausgeführt sind,  wohl am ehesten das Interesse am Verhältnis von Wort und Bild im Fotobuch. Aber auch da gibt es Ausnahmen, so dass die Klammer, welche die Beiträge zusammenhält, dann doch deren Enstehungsgeschichte ist. Denn die Sammlung dieser Beiträge beruht auf  vom „Arts and Humanities Research Council of England“ geförderten monatlichen Workshops und einer zweitägigen Konferenz an der Universität von London.

Die Unterschiedlichkeit der Ansätze macht aus dieser Sammlung von Aufsätzen und Essays eine  interessante Mischung. Wobei die einzelnen Beiträge durchaus von sehr unterschiedlicher Qualität sind. Aber inwiefern ein Theorieansatz ertragreich erscheint, hat natürlich auch mit Vorlieben oder speziellen Interessen des Lesers zu tun. Insofern mögen sich hier die Einschätzungen zu den  einzelnen Beiträge auch unterscheiden.

Ein eigentlich interessanter Beitrag wie der von Liz Wells „Beyond the exhibition – From Catalogue to Photobook“ scheint mir ein wenig unter der Kürze und der vielleicht etwas zu schmalen Basis an Vergleichsmaterial zu leiden. Während der Beitrag von Graham Smith „H. Fox Talbot's „Scotch views“ for Sun Pictures in Scotland (1845)“ für den nicht an Walter Scott und englischer Literatur interessierten Leser wahrscheinlich zu spezifisch in diese Richtung argumentiert.

Aber vielleicht ist das ja gerade die Stärke dieses Buches: Beispiele zu bieten für den vielseitigen Interpretationsspielraum den Fotobücher bieten. Da muss nicht unbedingt die sonst so beliebte Verknüpfung mit Leben und Werk des Fotografen dominieren. Und manchmal führt ein vielleicht zunächst gewöhnungsbedürftiger Ansatz dann wirklich zu überraschenden, neuen Erkenntnissen. Wer an einer etwas „theoretischeren“ Auseinandersetzung mit dem Thema Fotobuch Spass hat wird hier wahrscheinlich fündig werden und (zumindest in einzelnen Aufsätzen) auch für sich interessante Ansätze erkennen. Eigentlich sind alle Texte auch ohne profunde Theoriekenntnisse recht gut lesbar. Insofern kann man den Satz auf der Rückseite des Buchs durchaus bestätigen : „The Photobook demonstrates a variety of critical approaches accessible to academic scholars, the art world and the general reader alike.“

 

Überblick über die Kapitel des Buchs:

 

Patrizia di Bello, Shamoon Zamir: „Introduction“
Graham Smith: „H. Fox Talbot's 'Scotch Views' for Sun Pictures in Scotland (1845)“
Shamoon Zamir: „'Art-Science': The North American Indian (1907-30) as Photobook“
Mick Gidley: „E. O. Hoppe, Autobiography, and Cultural Moments (1927)“
David Campany: „Recalcitrant Intervention: Walker Evans' Pages“
Patrizia Di Bello: „Sculpture, Photograph, Book: The Sculptures of Picasso (1949)“
Ian Walker: „A Kind of a "Huh?": The Siting of Twentysix Gasoline Stations (1962)“
Liz Wells: „Beyond the exhibition - from catalogue to photobook“
Annebella Pollen: „'The book the nation is waiting for': One Day for Life (1987)“
David Evans: „A Spectre is Leaving Europe (1990): Appropriation in post-communist photobooks“
Colette Wilson: „The Photobook as Object of Memory and Nostalgia: Carlos Freire and Robert Sole's Alexandrie l'Egyptienne (1998)“
Paul Castro: „The Eye of the Lens and the Feet of the Photographer: Eduardo Gageiro's Lisboa no Cais da Memoria (2003)“
Gabriel Koureas: „Orhan Pamouk's Melancholic Narrative and Fragmented Photographic Framing - Istanbul: Memories of a City  (2005)“

 

 


 

 

Fakten :

Patrizia Di Bello, Colette Wilson, Shamoon Zamir : „The Photobook. From Talbot to Ruscha and beyond“, London, 2012

I.B. Tauris

ISBN : 978-1-84885-616-5  (Paperback)
         978- 1-84885-615-8 (Hardcover)

236 Seiten, 42 Seiten mit s/w-Abbildungen (nicht alle ganzseitig), 23 cm x 15,5 cm