Stefan Koch: Meine Quelle
Die letzten Monate war nicht nur im Wirtschaftsteil der Zeitungen eine Menge über die Insolvenz der Drogeriemarktkette Schlecker zu lesen. Bei vielen fast schon vergessen ist die „Abwicklung“ des Versandhauses Quelle vor einigen Jahren. Stefan Koch zeigt in seiner Serie „Meine Quelle“ Bilder, die hinter all die Schlagzeilen schauen, in denen so oft von Millionen oder sogar Milliarden von Euro die Rede ist.
Stille Räume ...
Zum einen fotografierte er die von der Firma zurückgelassenen, mehr oder weniger auf- und ausgeräumten Gebäude: riesige, nur noch mit leeren Regalen bestückte Lagerhallen; verwaiste Spinde; Büroräume mit ein paar verbliebenen Bildern; leere, fleckige Wände; einzelne zurückgelassene Möbelstücke in tristem Ambiente, garniert von vergessenen und eingetrockneten Zimmerpflanzen; ein Flipchartständer mit Blick aus dem Konferenzraum, in dem keine Umsatzzahlen mehr verkündet werden.
© Stefan Koch |
... und Porträts
Aber Stefan Kochs fotografisches Projekt erschöpft sich nicht in der Darstellung dieser stillen Räume, die trotzdem immer wieder von ihrer ehemaligen Funktion und den Menschen, die dort gearbeitet haben, erzählen. Zwischen die Bilder der dürftigen materiellen Überbleibsel des einstmals so florierenden Unternehmens sind in der Ausstellung Porträts der ehemaligen Mitarbeiter platziert. Dadurch bekommt „Meine Quelle“ viele Gesichter. Und aus der allgemeinen Tristesse der Pleite eines Unternehmens tauchen eine Vielzahl von persönlichen Geschichten auf. Mehr als die Funktion im Unternehmen und die Anzahl der Jahre der Betriebszugehörigkeit erfährt der Besucher der Ausstellung über die Abgebildeten nicht. Aber eigentlich reichen deren Blicke, um sich die ein oder andere Geschichte zu denken.
© Stefan Koch |
Sehr persönliches Projekt
Stefan Koch wuchs in der Region Nürnberg-Fürth auf und wurde bereits als kleines Kind für den Quellekatalog fotografiert. Später übernahm er selber Aufträge des Konzerns im Bereich der Katalogfotografie. Insofern ist „Meine Quelle“ (ursprünglich eine Werbebotschaft des Konzerns) ein sehr persönliches Projekt, dessen Titel sich nicht nur auf die emotionale Nähe der porträtierten Mitarbeiter zu ihrem oftmals langjährigem Arbeitgeber, sondern auch auf den Fotografen selber bezieht.
Da ich die Ausstellung in der "vhs-photogalerie" in Stuttgart erst kurz vor Ende der Laufzeit besucht habe, kommt dieser Bericht eigentlich zu spät. Aber im Internet lässt sich auf einer dem Projekt gewidmeten Website ein ziemlich umfassender Einblick gewinnen. Ein Besuch dort, ganz bequem mit dem PC, sei hiermit empfohlen: http://www.meine-quelle-geschichte.de . Dort findet sich auch ein Hinweis auf die noch bis zum 23.09.2012 laufende Ausstellung „Meine Quelle – Geschichte eines fränkischen Weltkonzerns“ im Museum Industriekultur in Nürnberg, in der Stefan Kochs Projekt ebenfalls vorgestellt wird.
Fakten:
Ausstellung „Stefan Koch: Meine Quelle“ in der vhs-potogalerie in Stuttgart vom 21.06. 2012 bis zum 25.07.2012